Kommentar | Sa. der 2. Wo. im Jahreskreis | Hebr. 9,2...14

MITTAGSGEBET | Samstag | 23.01.21

Lesung aus dem Hebräerbrief (9,2...14)

2Es wurde ein erstes Zelt errichtet, in dem sich der Leuchter, der Tisch und die heiligen Brote befanden; dieses Zelt wurde das Heilige genannt.

3Hinter dem zweiten Vorhang aber war ein Zelt, das so genannte Allerheiligste,

11Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter; und durch das erhabenere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt nicht von dieser Welt ist,

12ist er ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt.

13Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden,

14wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen.

KOMMENTAR (Sr. Anne-Claire FMJ)

Diese Zeilen erzählen von der Sehnsucht nach einer Begegnung. Nach der Begegnung mit dem Ganz Anderen.

Der Autor des Hebräerbriefs lässt uns den Weg vom alten Bund zum neuen Bund schnell durchschreiten. Wir gehen vielleicht mal verwirrt, mal fasziniert mit. Wie konnte man das Unzugängliche, den Ganz Anderen erreichen? Eine erste Etappe war die Absonderung, die Trennung durch Rituale, Gesten, Gebote der Reinheit, abgesonderte Männer, die Vermittler zwischen Profanen und Heiligen waren, zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und seinem Volk, Hohepriester, die allein ermächtigt waren, das Allerheiligste zu betreten.

Jesus Christus ist gekommen, um einen entscheidenden Schritt für die Menschen zu vollziehen. Der Autor dieses Briefes könnte die Aufgabe haben, uns das in Erinnerung zu rufen. Weil Gott den Menschen ganz nahe gekommen ist, ist die Absonderung überholt. Der Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen ist nicht mehr der Tempel mit seinen blutigen Opfern, sondern der Mensch gewordene Gott, Jesus Christus selbst. Der heiligste Raum kann das Herz eines Menschen werden, in dem sein Geist ruht.

Christus den Auferstandenen können wir in der Banalität unserer Häuser, unserer Zimmer begegnen, wenn wir allein beten oder in seinen Namen versammelt sind. Wir begegnen ihm in diesen menschlichen Worten, die vom Geist inspiriert sind, den heiligen Schriften und in den Worten und Taten all jener, die sich bis heute von dieser Begegnung ergreifen lassen: die Jünger und Jüngerinnen aller Zeiten. Ihm begegnen wir, wenn wir seinen Leib empfangen: Es ist die intimste Begegnung, die uns sofort zu einer anderen Begegnung sendet: zu unseren Brüdern und Schwestern und vor allem dorthin, wo Verwundbarkeit ist und Bedürftigkeit nicht verdrängt wird. All das sind Begegnungen, die sich aufeinander antworten, sich gegenseitig anfragen, befruchten.

Es geht nicht mehr darum Gott zu erreichen, die Gegenwart Gottes kommt uns ständig entgegen. Der Geist lässt uns das erkennen auf allen Wegen und Straßen unseres Lebens, damit wir dem lebendigen Gott dienen.